Sherlock Holmes ist eine vom britischen Schriftsteller Sir Arthur Conan Doyle geschaffene Kunstfigur, die in seinen zur Zeit des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts spielenden Romanen als Detektiv tätig ist.

Besondere Bedeutung für die Kriminalliteratur erlangte Holmes durch seine neuartige forensische Arbeitsmethode, die ausschließlich auf detailgenauer Beobachtung und nüchterner Schlussfolgerung beruht. Er gilt bis heute weithin als Symbol des erfolgreichen analytisch-rationalen Denkens und als Stereotyp des Privatdetektivs. Das Werkverzeichnis um den Detektiv umfasst 56 Kurzgeschichten und vier Romane.

Holmes steht in enger Verbindung mit Englands Haupstadt London. Der erste Roman der Reihe, A Study in Scarlet (dt: Eine Studie in Scharlachrot) wurde im November 1887 veröffentlicht.

Die Sherlock-Holmes-Serie

Allgemeines

Sherlock Holmes lebt in der Baker Street 221b, London, einer damals fiktiven Adresse. Dort beginnen oft die Geschichten mit ratsuchenden Klienten, die von Holmes’ besonderen Fähigkeiten gehört haben und den Detektiv aufsuchen, um ihn um Hilfe zu bitten. Sherlock Holmes arbeitet als „beratender Detektiv“ (im Original: „consulting detective“), das heißt, er löst Probleme, die ihm die Klienten übertragen. Holmes sieht sich damit als Ergänzung oder Alternative zum police detective (dt.: Kriminalpolizist). Mitunter bittet auch die staatliche Polizei (z. B. in Gestalt des Inspektors Lestrade von Scotland Yard) um Holmes’ Unterstützung. Der Detektiv kommt dabei stets zu anderen Schlussfolgerungen als die staatlichen Kriminalisten und versucht, die Täter-Profile der Polizei zu widerlegen. Manchmal wird Holmes durch Watsons Neuigkeiten aus der Londoner Gesellschaft oder die Zeitungslektüre selbst auf für ihn interessante Geschehnisse aufmerksam und nimmt ohne Auftrag die Ermittlung auf oder mischt sich in die Arbeit der Polizei ein. Als „letzte Instanz“ greift er häufig in dem Moment ein, wenn anderen die Klärung der Situation geradezu unmöglich erscheint. Die Aufklärungsarbeit des Detektivs steht im Mittelpunkt der Geschichten, die sich nicht alle mit der Verbrechensbekämpfung befassen: Laut Doyles eigener Schätzung ist in etwa einem Viertel der Geschichten gar kein Verbrechen begangen worden.

Erzählperspektive

Erzähler der meisten Geschichten ist der praktisch veranlagte, bodenständige Dr. Watson, der enge Freund und zeitweilige Mitbewohner des Detektivs, dem die Rolle des Chronisten zufällt.

In vier Geschichten wird Holmes selbst zum Erzähler: in The Lion’s Mane (dt.: Die Löwenmähne) und The Blanched Soldier (dt.: Der erbleichte Soldat) ist Holmes der alleinige Ich-Erzähler; The Musgrave Ritual (dt: Das Musgrave-Ritual) und The Gloria Scott (dt.: Die Gloria Scott) sind in Form einer Schachtelgeschichte gestaltet: die Binnenhandlung ist eine von Holmes erzählte Erinnerung, Watson wird zum Zuhörer und Erzähler der kurz einleitenden Rahmenhandlung.

Zwei weitere Geschichten, His Last Bow (dt.: Seine Abschiedsvorstellung) und The Mazarine Stone (dt.: Der Mazarin-Stein) werden in der dritten Person erzählt. Im Roman A Study in Scarlet (dt.: Eine Studie in Scharlachrot) wird die Ich-Erzählung Watsons durch einen längeren Einschub über Ereignisse der Vergangenheit unterbrochen, der ebenfalls in der dritten Person erzählt wird.

Themen und Stil

Die Themen der Geschichten sind breit gefächert. Es geht um zwischenmenschliche Probleme in allen Gesellschaftsschichten, geheime Organisationen, kriminelle Bünde, Kryptogramme, Diebstähle, verschwundene Personen, Drohungen und Erpressungen, scheinbar unerklärliche Todesfälle, Staatsgeheimnisse und Bedrohungen der öffentlichen Sicherheit.

In der Regel steht ein außergewöhnlich intelligentes Rätsel oder Verbrechen im Vordergrund. Neben besonders scharfsinnigen kriminellen Plänen und deren Vereitlung geht es häufig um die unbewältigte Vergangenheit eines Menschen, die plötzlich in sein jetziges Leben einbricht. Der Autor verarbeitet in seinen Geschichten auch eigene Einsichten und Meinungen und bringt in einigen Fällen ein soziales oder politisches Anliegen zum Ausdruck. So lässt Holmes bspw. in einigen Geschichten die Täter entkommen, da er die Tat für moralisch gerechtfertigt hält oder der Ansicht ist, dass das Leben die Schuldigen bereits genug bestraft hat.

Eine wichtige Funktion für die Wirkung der Geschichten spielen ihre pointierten Dialoge zwischen Holmes und anderen, oft Watson. Ein Beispiel:

„‚Gibt es noch irgendeinen anderen Umstand, auf den Sie meine Aufmerksamkeit lenken möchten?‘ – ‚Auf das merkwürdige Ereignis mit dem Hund in der Nacht.‘ – ‚Der Hund hat in der Nacht nichts getan.‘ – ‚Genau das war eben das merkwürdige Ereignis‘, bemerkte Sherlock Holmes.“

Aus der Geschichte Silver Blaze (dt.: Silberstern)

Entstehung

1886 skizzierte Doyle, während er als Arzt in Southsea, Hampshire, tätig war, erste Entwürfe zu einer Geschichte um einen rational arbeitenden Detektiv namens Sherrinford Holmes, der mit seinem Freund Ormond Sacker in der Baker Street 221b in London lebt. Doyles Anliegen war, eine neue Art von Kriminalgeschichte zu schreiben, in der nicht der Zufall, sondern die Beobachtung und Analyse zur Lösung der Fälle führen würde: “where science would take the place of chance.”

Rückblickend sagte Doyle in einem Interview im Jahre 1927: “In meiner Freizeit las ich Detektivgeschichten. Mich störte sehr, wie altmodisch sie geschrieben waren. Der Detektiv kam scheinbar immer zu einer Lösung. Entweder durch Zufall, oder es wurde überhaupt nicht erwähnt, wie. Das stimmte mich nachdenklich. Ich fand, man will eine Erklärung, wie er zu seinen Schlussfolgerungen kommt. So hatte ich die Idee, wissenschaftliche Methoden in die Detektivarbeit mit einzubeziehen.”

1887 wurde die erste Geschichte, der Roman A Study in Scarlet (dt.: Eine Studie in Scharlachrot), in Beeton’s Christmas Annual veröffentlicht. Doyle hatte die Hauptcharaktere mittlerweile in Sherlock Holmes und John Watson umbenannt. Der erste Roman fand bei Publikum und Kritik wenig Beachtung, erregte aber die Aufmerksamkeit des amerikanischen Herausgebers John Marshall Stoddart, der eine Kriminalgeschichte für seine geplante britische Literatur-Zeitschrift Lippinscott’s suchte. 1890 veröffentlichte er The Sign of Four (dt.: Das Zeichen der Vier). Auch dieser zweite Roman blieb weitgehend unbeachtet. Erst die Veröffentlichung der ersten kürzeren Erzählung A Scandal in Bohemia (dt.: Ein Skandal in Böhmen) im The Strand Magazine 1891 erreichte ein breites Publikum und führte zu einer wachsenden Popularität der Geschichten und des Hauptcharakters Sherlock Holmes.

Widmung

Den ersten Sammelband Die Abenteuer des Sherlock Holmes widmete Doyle dem schon damals berühmten Mediziner Joseph Bell, Doyles Dozent und späterer Vorgesetzter an der Universität von Edinburgh. Joseph Bell erstaunte seine Patienten damit, dass er bereits erste Diagnosen erstellte, bevor die Kranken ihr Anliegen schilderten. Bell betrachtete und beobachtete seine Mitmenschen sehr genau und zog daraus seine Schlüsse. Im Mai 1892 schrieb Doyle an Bell: „Sherlock Holmes habe ich ganz eindeutig Ihnen zu verdanken.“

Holmes’ „Tod“

Da das regelmäßige Verfassen neuer Holmes-Geschichten zu viel seiner Zeit in Anspruch nahm, die er gerne für das Schreiben von historischen Romanen und Abhandlungen aufgebracht hätte, versuchte Doyle, sich von der Pflicht zu befreien, weitere Erzählungen rund um den Detektiv zu verfassen. So forderte er vom Strand-Magazin immer höhere Summen für weitere Geschichten, bis er für zwölf Kurzgeschichten 1000 Pfund in Rechnung stellte. Aufgrund des großen kommerziellen Erfolges der Detektivgeschichten konnten diese hohen Honorare jedoch bezahlt werden.

Deshalb plante Conan Doyle 1893, die Reihe mit dem Tod des Detektivs abzuschließen. Die Mutter des Schriftstellers, eine begeisterte Leserin der Geschichten, versuchte vergeblich, ihren Sohn von dem Vorhaben abzubringen. Im selben Jahr reiste Doyle mit seiner an Tuberkulose erkrankten Frau in die Schweiz, um an einer Kur teilzunehmen. Bei einem Besuch der Reichenbachfälle kam ihm die Idee für die letzte Kurzgeschichte, die das Leben von Holmes beenden sollte.

Mit James Moriarty erschuf Doyle Holmes’ gefährlichsten Gegner, der dem Detektiv intellektuell ebenbürtig ist, seine Fähigkeiten aber als genialer Verbrecher zum Schaden der Menschheit einsetzt. Moriarty ist Holmes’ Alter Ego, ein „dunkles Spiegelbild“ des Helden der Geschichten. In The Final Problem (dt.: Das letzte Problem), der letzten Geschichte in der Anthologie The Memoirs of Sherlock Holmes (dt. Die Memoiren des Sherlock Holmes), kommt es zu einem Kampf der Kontrahenten Holmes und Moriarty, bei dem sie schließlich gemeinsam in die Reichenbachfälle bei Meiringen in der Schweiz stürzen. Ein kompliziertes Kesselsystem macht die Bergung sterblicher Überreste unmöglich.

Nach Veröffentlichung vermerkte Doyle im Dezember 1893 in seinem Tagebuch “Killed Holmes”. 1896 verteidigte Doyle seine Entscheidung mit den Worten: “If I had not killed him, he certainly would have killed me.” (deutsch: „Wenn ich ihn nicht getötet hätte, hätte er zweifellos mich getötet.“)

Die große Popularität, die Holmes inzwischen erlangt hatte, führte zu einer öffentlichen Trauer, so dass sich enttäuschte Leser in London schwarze Schleifen um den Oberarm banden oder schwarze Krawatten trugen. Doyle erhielt im Folgenden viele Briefe von Lesern der Detektivgeschichten, die sich empört über das abrupte Ende der Geschichten äußerten, über 20.000 Kunden kündigten zudem das Abonnement des Strand-Magazins.

Holmes’ „Wiederauferstehung“

1901 wurde Doyle von einem Freund auf eine Legende aufmerksam gemacht, nach der eine Familie im Dartmoor von einem geheimnisvollen Geisterhund verfolgt wurde. Doyle war fasziniert von dem Stoff und entschied, daraus einen neuen Roman mit Sherlock Holmes zu machen, der vor seinem Tod in der letzten Kurzgeschichte spielen sollte. Der große Erfolg des Romans The Hound of the Baskervilles (dt.: Der Hund der Baskervilles) verbunden mit den enormen Summen Geld, die Doyle von seinem Verleger in Aussicht gestellt bekam, veranlasste ihn dazu, Sherlock Holmes’ Tod literarisch zu revidieren.[14] In der auf den Roman folgenden Kurzgeschichte The Empty House (dt.: Das leere Haus) lässt Doyle Holmes berichten, dass er Moriartys Griff in letzter Sekunde dank der Beherrschung einer japanischen Kampfkunst entgleiten konnte und danach die Klippen hinaufkletterte, so dass nur Moriarty den Tod in den Wasserfällen fand. Als Holmes für tot erklärt wurde, nutzte er diese Gelegenheit, um vor Moriartys Komplizen zu fliehen, der den Vorgang beobachten konnte und versuchte, Holmes mit einem Steinwurf zu erschlagen. Zugleich plante Holmes, im entscheidenden Moment nach London zurückzukehren, um dort dem mächtigsten Verbündeten Moriartys, Colonel Moran, das Handwerk zu legen und die kriminelle Vereinigung endgültig zu zerschlagen. Holmes verbrachte die drei Jahre im Ausland mit Expeditionsreisen und wissenschaftlichen Studien, sein Bruder Mycroft war eingeweiht und finanzierte ihn.

In der Geschichte spricht Holmes von Baritsu. Dies ist ein Druckfehler der Erstausgabe, gemeint ist die damals besonders in London bekannte und im Bürgertum populäre Selbstverteidigungskunst Bartitsu, eine Mischung aus Boxen, Savate, Ringen und japanischem Jiu Jitsu sowie Kampf mit dem Spazierstock, dem Stockkampf nach Vigny.

Mit dieser Geschichte begann Doyles zweite Schaffensperiode in Bezug auf Sherlock Holmes, in der Doyle drei Kurzgeschichtensammlungen und den letzten Roman The Valley of Fear (dt.: Das Tal der Angst) verfasste. 1927 erschien im Strand-Magazin die letzte Holmes-Geschichte The Adventure of Shoscombe Old Place (dt.: Shoscombe Old Place).

Realitätsbezug und Philosophie

In seinen Geschichten um Sherlock Holmes gelang es Conan Doyle, eine in sich geschlossene, fiktionale Welt zu erschaffen, die dabei so real erscheint, dass bis ins 21. Jahrhundert die Legende existiert, der berühmte Detektiv habe tatsächlich gelebt.

Die Fälle erhalten einen authentischen Charakter, da sie meist als Erinnerungen Watsons dargestellt werden. Die Geschichten spielen vor einer zeittypischen Kulisse und beziehen sowohl Details des viktorianischen Lebensstils und aktueller Zeitereignisse als auch die koloniale Exotik des Britischen Empires mit ein. Aufgrund ihrer realitätsgerechten Beschreibungen, etwa von Charakteren und Schauplätzen, lassen sich die Geschichten der Tradition des Realismus zurechnen.

Die Geschichten bestärken den Leser in seinem Vertrauen auf Naturwissenschaft und Technik, da durch rationales Denken scheinbar unfassbare Situationen und Rätsel stets aufgelöst werden. Dem viktorianischen Zeitgeist entsprechend kann demnach jedes Ereignis empirisch erklärt und somit Ordnung in eine chaotische Welt gebracht werden. Die Geschichten stützen tendenziell die gesellschaftlichen Vorstellungen der Zeit wie Standesdenken, Xenophobie und Chauvinismus, spiegeln aber auch Conan Doyles Engagement für unterdrückte und in Not geratene Menschen wider.

Die in Sherlock Holmes verwirklichte Arbeitsmethode spiegelt den Wissenschaftsoptimismus der Entstehungszeit wider. Sie steht in Verbindung mit den Ideen der Aufklärung und vernunftorientierter Philosophie. Ihre Wurzeln liegen in Conan Doyles damaliger rational geprägter Vorstellungswelt und seiner wissenschaftlich geschulten Beobachtungsgabe. Doyle war beeindruckt von den außergewöhnlichen diagnostischen Fähigkeiten seines Medizinprofessors Joseph Bell und beschreibt Holmes’ Vorgehensweise so: “the hero would treat crime as Dr Bell treated disease.” (deutsch: „Der Held würde Verbrechen so behandeln wie Dr. Bell Krankheiten behandelte.“)

Doyle bezeichnet Holmes’ Methode, zu seinen Schlussfolgerungen zu kommen, als Deduktion (eng. „deduction“). Umberto Eco und Thomas A. Sebeok verweisen zudem auf die Ähnlichkeiten mit der Methode der Abduktion gemäß der Philosophie von Charles S. Peirce.

Entwurf des Hauptcharakters

Aus dem Werkkanon um Sherlock Holmes lässt sich ein umfassendes Bild des Detektivs gewinnen. Einige Details seiner Biographie weisen jedoch Widersprüche auf, die Lesern und Kritikern eigene Interpretationen erlauben. Conan Doyle selbst erklärte, dass diese Inkonsistenzen aus dem sorglosen Umgang mit dem Material und aus dem über einen langen Zeitraum gestreuten Abfassungszeitraum herrühren.

Grundlagen

In der ersten Geschichte, dem Roman A Study in Scarlet (dt.: Eine Studie in Scharlachrot), wird Holmes als selbstbewusster, extrem wissenschaftlich orientierter Chemiestudent eingeführt, der abseits gängiger Laufbahnen eine Vielzahl von Interessen pflegt, mit dem Ziel, seine Vorstellungen von Detektivarbeit realisierbar zu machen. In diesem Roman wird der Grundstein für die folgenden Werke gelegt: Der besondere Charakter des sachlich-rationalen Beobachters, die Kulisse der Geschichten und das freundschaftliche Verhältnis von Holmes und Watson.

Holmes’ Charakter wird durch seine intellektuellen Fähigkeiten und seine außergewöhnlich sachliche, akkurate und effektive Arbeitsweise bestimmt. Dies führte oft dazu, dass er von anderen in den Geschichten mit einer Maschine assoziiert wird.

In den Geschichten zeigt Holmes aber auch emotionale Züge wie Zu- und Abneigungen, Humor, Einfühlungsvermögen, Wut oder Angst, moralisches Urteilsvermögen und die Liebe zur Musik. Er spielt zur Entspannung Violine und besitzt unter anderem eine Stradivari-Geige. Dabei vereinigt er viele rollentypische Eigenschaften aus der Entstehungszeit in sich, wie zum Beispiel die des Dandys.

Es wird impliziert, dass er finanziell unabhängig ist und mehrere Wochen ohne Aufträge in seiner Wohnung verbringen kann. In diesem Zusammenhang sieht Watson ihn oft in einem Sessel rauchen oder Violine spielen.

Aussehen

Sherlock Holmes wird häufig als ein großer (über sechs Fuß, etwa 1,83 m), schlanker Mann dargestellt. Sein Gesicht wird in einigen Geschichten als markant, hager, eckig und „raubvogelhaft“ bezeichnet, da er eine spitze Habichtsnase habe. Ferner wird er in einigen Geschichten auch als blass- und bleichgesichtig beschrieben. In einer Geschichte heißt es, seine grauen Augen hätten aufgeleuchtet, als ihm die Lösung des Falls eingefallen war. Seine Haarfarbe variiert von Schwarz zu Dunkelbraun bis leicht Grau.

In London ist Holmes in der Regel wie ein normaler Stadtbewohner der bürgerlichen Mittelschicht gekleidet. Auf dem Lande trägt er wahlweise einen langen grauen Reisemantel, ein Winterjacket, einen Überzieher oder einen Regenmantel. Abends trägt er in allen Geschichten einen rot-goldenen Morgenrock.

Die Deerstalker-Mütze, die ein Markenzeichen des Detektivs geworden ist, wird ausdrücklich nur in einer Geschichte von Doyle erwähnt: in The Adventure of Silver Blaze (dt.: Silberstern) als „an ear flapped traveling cap“. Das populäre stereotype Erscheinungsbild des Detektivs mit Inverness-Mantel und Jagdkappe geht auf die Illustrationen Sidney Pagets zurück.

Persönlicher Hintergrund und Werdegang

Holmes’ Familie tritt in der Person seines Bruders Mycroft Holmes in Erscheinung, den Holmes in der Erzählung The Greek Interpreter (dt: Der griechische Übersetzer) als noch höher begabt als sich selbst bezeichnet, allerdings sei Mycroft ein phlegmatischer, träger Charakter, so dass er keine Ambitionen hege, detektivisch zu arbeiten. Mycroft ist Politikberater in britischen Staatsdiensten und Gründungsmitglied des Diogenes Club, den Holmes den Klub der „ungeselligsten Männer in London“ nennt. In der gleichen Geschichte erfährt man auch, dass eine von Sherlock Holmes’ Großmüttern die Schwester des französischen Malers Horace Vernet ist.

Die Erzählung The Adventure of the Gloria Scott (dt.: Die Gloria Scott) zeigt die Umstände, die Sherlock Holmes dazu brachten, den Beruf des Detektivs zu ergreifen: Der Vater eines Studienfreundes beglückwünschte ihn zu seinen Fähigkeiten als Beobachter, nachdem er selbst mit ihnen konfrontiert worden war. Während seiner letzten Studiensemester begann Holmes bereits als Detektiv zu arbeiten, wobei ihm die Fälle von Kommilitonen zugetragen wurden, wie Holmes in The Adventure of The Musgrave Ritual (dt.: Das Musgrave Ritual) erzählt, seinem dritten Fall aus dieser Zeit. Die beiden Erzählungen sind die einzigen, die vor Holmes Zusammentreffen mit Watson und damit chronologisch vor A Study in Scarlet (dt.: Eine Studie in Scharlachrot) spielen.

In späteren Geschichten berichtet Watson, dass sich Holmes um die Jahrhundertwende aus dem öffentlichen Leben zurückzieht und sich in Sussex der Bienenzucht widmet. The Adventure of the Lion’s Mane (dt.: Die Löwenmähne) spielt dort zur Zeit seines Ruhestandes. In der Erzählung His Last Bow (dt. Seine Abschiedsvorstellung) lässt sich Holmes am Vorabend des Ersten Weltkrieges im Auftrag der Regierung als Geheimagent reaktivieren und überführt einen deutschen Spion.

Holmes’ „dunkle Seiten“

In einigen Geschichten wird auf Holmes’ Drogenkonsum hingewiesen. Holmes ist ein starker Raucher, der Pfeife, Zigarre und Zigaretten raucht.

Im zweiten Roman The Sign of Four (dt. Das Zeichen der Vier) berichtet Watson, dass Holmes zu Zeiten mangelnder intellektueller Beschäftigung Kokain und Morphium konsumiert, was Watson als Holmes’ einziges Laster nennt, das zu Konflikten zwischen dem Arzt und dem Detektiv führt. „Was ist es heute, Kokain oder Morphium?“ fragt Watson seinen Freund im ersten Kapitel.

Zur Entstehungszeit der Geschichten waren Morphine in Apotheken frei erhältlich und unterlagen nicht der ärztlichen Verschreibungspflicht. Kokain war noch nicht als Droge verboten, man schätzte die positiven Wirkungen und verwendete es vielfach im Alltag. Als der Suchteffekt bekannt wurde, arbeitete Conan Doyle dies in weitere Geschichten ein. In den letzten Geschichten hat Holmes seinen Drogenkonsum eingestellt. In der Erzählung The Adventure of the Missing Three-Quarter (dt: Der verschollene Three-Quarter) berichtet Watson, dass es ihm gelungen ist, Holmes von seiner „Drogen-Manie“ abzubringen und damit vielleicht seine Detektiv-Karriere zu retten.

Holmes’ Neigung, in besonderen Notlagen Gesetze zu brechen, verweist auf Conan Doyles eigenes Moralempfinden und seinen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Bereits in der ersten Erzählung A Scandal in Bohemia (dt.: Ein Skandal in Böhmen) stiftet Holmes Watson an, eine Leuchtkerze durch ein offenes Fenster zu werfen, um einen ablenkenden Brand vorzutäuschen. In Charles Augustus Milverton begehen Holmes und Watson einen Einbruch und der Detektiv lässt eine Mörderin aus moralischem Verständnis entkommen.

Holmes in den Illustrationen

Die meisten der Holmes-Geschichten im Strand-Magazin wurden von Sidney Paget illustriert, der seinen Bruder Walter als Modell für den Detektiv wählte und Holmes als einen schlanken, hochgewachsenen Ästheten mit prägnanten Gesichtszügen und zunehmenden Geheimratsecken darstellt. Die populären äußeren Erkennungszeichen des Detektivs gehen auf Sidney Pagets Illustrationen zurück: der Zeichner trug privat selbst gern einen Deerstalker-Hut, deswegen stellte er Holmes auf Reisen oft mit einer solchen Jagdkappe dar. Holmes’ Inverness-Mantel ist ebenfalls eine Erfindung Pagets, ist jedoch seltener in den Bildern zu sehen. Pagets Illustrationen zeigen Holmes auf dem Lande meist in einem Mantel mit Kapuze. Deerstalker und Mantel erscheinen erstmals in einer Illustration zu The Boscombe Valley Mystery (dt.: Das Geheimnis vom Boscombe-Tal) 1891 und erneut in The Adventure of Silver Blaze (dt.: Silberstrahl) 1893. Sie sind auch in einigen Illustrationen in der Anthologie The Return of Sherlock Holmes (dt.: Die Rückkehr des Sherlock Holmes) zu sehen.

Die deutschen Erstausgaben wurden 1902 bis 1908 von Richard Gutschmidt illustriert, der sich an Doyles Beschreibung orientierte und Holmes als britischen Gentleman darstellt.

Sherlock Holmes heute

Seit 2010 strahlt die BBC eine neue Serie mit dem Titel Sherlock aus. In den 90-minütigen Episoden spielen Benedict Cumberbatch als Holmes und Martin Freeman als Dr. Watson. Entwickelt wurde die Serie von den Doctor-Who-Autoren Steven Moffat und Mark Gatiss. Die Handlung wurde vom viktorianischen London in die Jetztzeit verlegt.

Die Geschichten spielen im Großraum London.

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Die obige Beschreibung stammt aus dem Wikipedia-Artikel „Sherlock Holmes“, welcher gemäß CC-BY-SA lizensiert wurde. Die vollständige Liste der Autoren findet sich hier.